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Vorbild Sein und Verantwortung hängen eng zusammen.

Am Abend eines Workshops unterhielt ich mich bei einem Glas Wein mit einem Konzernvorstand. Ich fragte ihn, wie es ihm ginge in der Rolle als Vorstand.

Um ihm den Hintergrund meiner Frage verständlich zu machen, berichtete ihm von meiner Erfahrung als Coach in der Begleitung von Führungskräften vom Mitarbeiter bis zur Führungskraft mit 2000 Mitarbeitern. Als Teamleiter führt man "im Team". Man denkt gemeinsam laut und inspiriert sich gegenseitig in Offenheit und Vertrauen, über die vielleicht auch ungeklärten Dinge und Entscheidungen gemeinsam zu reflektieren. Man arbeitet in einem kreativen Team. Hat man die nächste Hierarchieebene erreicht, wird bereits beinahe jedes Wort auf die Waagschale gelegt. Man muss aufpassen was man sagt. Die Mitarbeiter üben sich im Deuten, Rätselraten und im Erfassen von Ungesagtem. Spätestens auf der nächsten Hierarchieebene geht man z.B. an einem Firmengebäude vorbei, äußert im Vorbeigehen "warum steht da kein Fahrradständer?" und eine Woche später steht genau an der Stelle ein neuer Fahrradparkplatz. Fragt man dann als Führungskraft nach, warum dort ein Fahrradständer sei, bekommt man zur Antwort "Sie haben das doch angeordnet". Wie ist das auf der Vorstandsebene?

Kleinste Signale werden gedeutet

Daraufhin denkt der Vorstand nach und setzt dann den Gedanken fort: "Wenn ich einen Vertrag durchlese und eine Augenbraue hebe, dann ist der Vertrag am nächsten Tag geändert. Das passiert mir mit privaten Handwerkern in meinem Haus nicht. Denen ist meine Vorstandsrolle nicht bewusst."

Vorbild Sein ist eine große Verantwortung

"Daraus resultiert eine große Verantwortung, oder?" "Ja", ergänzt der Vorstand, "dem muss man sich bewusst sein. Ich schreibe z.B. am Wochenende keine E-Mails an Mitarbeiter. Wenn ich Mails am Wochenende schreibe, dann erhalte ich noch vor dem Montag eine Antwort. Das ist nicht das, was ich will."

Verantwortung gilt für alle, auch von unten nach oben

Kürzlich hatte ich ein Coaching mit einer Führungskraft der unteren Hierarchieebene. Er war stolz darauf, 24/7 erreichbar zu sein und seine Mitarbeiter und den Konzern voll zu unterstützen. Aber nun wurden es dann doch zu viele Themen. Die unerledigten Enden beschäftigen ihn nun auch abends, morgens, nachts. Natürlich hat das mit "Abgrenzen" und "Nein-Sagen" zu tun. Aber es ist auch die Folge von Grenzenlosigkeit: Auch Mitarbeiter haben Verantwortung für ihre Führungskräfte. So könnten auch Mitarbeiter ihre Fragen zur "normalen" Arbeitszeit stellen oder ihre eMails so einstellen, dass sei z.B. erst morgens um 7 h den Rechner verlassen und nicht abends um 20 h.

Am Ende gilt: Verantwortung hat etwas mit Aufmerksamkeit zu tun

"Energy flows where attention goes". Wir können unsere Aufmerksamkeit steuern. Das erzeugt bestenfalls Wertschätzung und Schlimmstenfalls Ignoranz.

Wir sind verantwortlich:

  1. für uns, unsere Gesundheit, unsere Zukunft, unsere dauerhafte Arbeitsfähigkeit, unser Glück, unsere Zufriedenheit, unsere Fitness
  2. für unser Umfeld:
    1. für unsere Familie, damit wir noch Energie und Aufmerksamkeit für die Partnerin /den Partner haben, die Kinder und die Herkunftsfamilie
    2. für unsere Freunde, die sich uns anvertraut haben und in dieser angenommenen Verantwortung unserer Aufmerksamkeit bedürfen
    3. für unsere Kollegen, Chefs, Mitarbeiter
    4. für unser Unternehmen
    5. für die Welt und deren Zukunft

Verantwortung für die Zukunft

Der Leadershiptrainer Robert Dilts erzählte zwei kurzen Geschichten:

Die ehemalige israelische Außenministerin Malka Livni wurde gefragt, wie sie ihre Entscheidungen in ihrer Verantwortung trifft. Sie antwortete, sie frage die ungebohrenen Enkel ihrer Kinder.

Aborigines wird nachgesagt, sie träfen ihre Entscheidungen in dem sie die drei Generationen hinter sich fragen, was die dazu sagten.

Verantwortung hat etwas mit Resonanz zu tun

Wenn ich die Signale meines Körpers und meines Umfeldes nicht wahrnehme oder sie ignoriere. Dann fehlt ein Teil dieser Verantwortung.
Es ist die Verbundenheit notwendig, mit mir, mit dem Boden, mit Gott oder dem Göttlichen (mag jeder seinen/ihren eigenen Begriff einsetzen, nennen wir es "Universum"). Und eine Verbundenheit mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.

Archimedes

"Gebt mir einen festen Punkt in der Luft und ich hebe Euch jede Tür aus den Angeln" soll er gesagt haben. - Als ich mir bei der Entwicklung eines neuen Produktes selbst eine Beratung einholte, versetzten wir uns in die Rolle und den Blickwinkel verschiedener zukünftigen Kunden/Stakeholder. Und dann betrachtete ich das Ganze aus der Mondperspektive, dem festen Punkt außerhalb meines und aller anderen Systeme der irdischen Welt: Wenn ich und alle anderen Teil der Erde sind, dann schmerzt es die Erde auch, wenn ich an mir selbst Schaden anrichte, z.B. dadurch, dass ich über eigene Grenzen gehe, nicht "nein" sage und nicht "stopp" oder dass mein Produkt kurz-, mittel- oder langfristig Personen, Personengruppen oder der Erde schadet.

Verantwortung fängt ganz klein an

Deshalb ist es wichtig, "nein-Sagen" zu lernen. Oder nicht einfach nur Mails zu versenden, damit man sie vom Schreibtisch hat. Verantwortung fängt ganz klein an.

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Bildrechte: hands-600497_1920 von stokpic auf Pixabay

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